Logikübungen SoSe 2014

Gruppe Mo 10-12 (WSP3 R.1) (Oliver Woizekowski)

Pierre Röglin, Thure Dührsen

Serie 1

Aufgabe 421695400

Es bezeichne $\varphi$ die Aussage, dass alle ein Bier wollen. Im Original steht geschrieben:

\[ K_\mathrm{S} \left(P_\mathrm{P}\varphi\land P_\mathrm{W}\varphi\right) \rightarrow K_\mathrm{S}\varphi \lor K_\mathrm{S} \lnot\varphi \\ \] Wenn Schnoor weiß, dass Preugschat und Wilke es für möglich halten, dass alle ein Bier wollen, dann weiß er, ob alle ein Bier wollen.

Die gefragte Aussage

„Wenn Schnoor weiß, ob Preugschat und Wilke es für möglich halten, dass alle ein Bier wollen, dann weiß Schnoor, ob alle ein Bier wollen.“

lässt sich nun folgendermaßen formalisieren:

\[ \left(K_\mathrm S \left(P_\mathrm{P}\varphi\land P_\mathrm{W}\varphi\right)\right) \lor \left(K_\mathrm S \lnot \left(P_\mathrm{P}\varphi\land P_\mathrm{W}\varphi\right)\right) \rightarrow K_\mathrm S \varphi \lor K_\mathrm S \lnot\varphi \]


Aufgabe 471095800

  1. Schon die Annahme, dass (a) jede Aussage entweder wahr oder falsch ist und (b) der Wahrheitswert einer zusammengesetzten Aussage durch die Wahrheitswerte eindeutig zu bestimmen ist -- eine Annahme, ohne die die Digitaltechnik undenkbar wäre --, wird nicht in allen Teilgebieten der Informatik als wahr betrachtet. In der Fuzzy-Logik etwa untersucht man die Zugehörigkeit von Objekten zu unscharfen Mengen; eine Aussage ist dort zu einem gewissen Grad wahr. Ein weiteres Beispiel ist der Konstruktivismus, der davon ausgeht, dass nur solche Objekte existieren, für die eine Konstruktionsvorschrift angegeben werden kann. Nun ist eine Konstruktionsvorschrift notwendig endlich, d.h. sie besteht aus einer endlichen Anzahl von Anweisungen, deren jede nur endlich oft durchzuführen ist, und damit ist die Menge der konstruierbaren Objekte abzählbar.

    Außerdem gibt es die epistemische Logik, die auch Wissenslogik genannt wird und dazu dient, ein Modell der Veränderung des Wissens und der Überzeugungen von sog. Agenten (Menschen, Gruppen, vielleicht auch Maschinen, Rechnernetze, ...) zu bilden. Allgmeiner befasst sich die Modallogik mit Aussagen der Form „Es ist möglich, dass $P$“, in Zeichen „$\Diamond P$“, und „Es ist notwendig, dass $P$“, in Zeichen „$\square P$“. Ein Beispiel eines Satzes in dieser Logik ist etwa

    \[ \Diamond P \leftrightarrow \lnot\square\lnot P \] $P$ ist genau dann möglich, wenn nicht notwendig ist, dass $P$ nicht gilt.
    $P$ ist genau dann möglich, wenn nicht gilt, dass $P$ nicht ausgeschlossen ist.

  2. [entfällt krankheitsbedingt]

Aufgabe 239669680

Das nullstellige $\mathrm{or}$ ist definiert durch $\mathrm{or}^{(0)}():= 0$, denn $\mathrm{or}(b,\,0)=b$ für alle $b\in\set{0,\,1}$.

Ist $k\in\N_{>0}$, so ist das $k$-stellige $\mathrm{or}$ definiert durch

\[ \mathrm{or}^{(k)} (X_1,\,\ldots,\,X_k) := \mathrm{or}\left(\mathrm{or^{(k-1)}}(x_1,\,\ldots x_{k-1}),\, x_k\right) \] für alle $x_i\in\set{0,\,1}$.


Die zweistellige Funktion $\mathrm{xor}$ ist genau dann gleich $1$, wenn die beiden Eingänge ungleich belegt sind, d.h. wenn genau einer der Eingänge mit $1$ belegt ist, d.h. wenn eine ungerade Anzahl von Eingängen mit $1$ belegt sind. Diese letzte Eigenschaft benutzen wir zur Verallgemeinerung:

Das $k$-stellige $\mathrm{xor}$ soll für jedes $k\in\N_{0}$ genau dann gleich $1$ sein, wenn eine ungerade Anzahl von Eingängen mit $1$ belegt sind. Also muss das nullstellige \mathrm{xor} durch $\mathrm{xor}^{(0)}() := 0$ definiert werden, denn die Anzahl der mit $1$ belegten Eingänge ist gleich Null, also nicht ungerade.

Ist $k\in\N_{>0}$, so ist das $k$-stellige $\mathrm{xor}$ definiert durch

\[ \mathrm{xor}^{(k)} (x_1,\,\ldots,\,x_k) := \mathrm{xor}\left(\mathrm{xor^{(k-1)}}(x_1,\,\ldots x_{k-1}),\, x_k\right) \]


für alle $x_i\in\set{0,\,1}$.

Die Funktionen $\mathrm{or}$ und $\mathrm{xor}$ unterscheiden sich in den Distributivgesetzen: Während $\mathrm{or}$ distributiv sowohl bezüglich $\mathrm{or}$ als auch bezüglich $\mathrm{and}$ ist, d.h. für alle $x_1,\,x_2,\,x_3\in\set{0,\,1}$ gelten (vgl. Vorlesung Digitale Systeme):

\[ \begin{array}{rcl} \OR(x_1,\, \OR(x_2,\,x_3)) &=&\OR(\OR(x_1,\,x_2),\,\OR(x_1,\,x_3))\quad\text{und}\\ \AND(x_1,\, \OR(x_2,\,x_3)) &=& \OR(\AND(x_1,\,x_2),\,\AND(x_1,\,x_3))\quad,\\ \end{array} \]


ist $\XOR$ nicht distributiv bezüglich $\OR$: Es gilt

\[ \begin{array}{ccccccccccc} 1 = \OR(1,\,0) = \OR(1,\,\XOR(1,1)) &\neq& \XOR(\OR(1,\,1),\,\OR(1,\,1)) = \XOR(1,\,1) = 0\quad. \end{array} \]


Aufgabe 130213474

Wir definieren die folgenden aussagenlogischen Variablen:

\[ \begin{array}{rcl} X_1 = \top &:\iff& \text{Ein Glas ist eine Kanone}\quad;\\ X_2 = \top &:\iff& \text{Die Sonne dreht sich}\quad;\\ X_3 = \top &:\iff& \text{Viele Menschen sind klein}\quad;\\ X_4 = \top &:\iff& \text{Hochhäuser sind höher als 300 m}\quad;\\ X_5 = \top &:\iff& \text{Der Mond ist viereckig}\quad;\\ X_6 = \top &:\iff& \text{Die Sonne ist quadratisch}\quad;\\ X_7 = \top &:\iff& \text{Der Himmel ist blau}\quad;\\ X_8 = \top &:\iff& \text{Tulpen sind blau}\quad;\\ X_9 = \top &:\iff& \text{Poster sind aus Papier}\quad;\\ X_{10} = \top &:\iff& \text{freitags ist es warm}\quad.\\ \end{array} \]


Dann gelten:
  1. Die Aussage „Ein Glas ist eine Kanone genau dann, wenn eine Glas keine Kanone ist und sich die Sonne dreht.“ entspricht der Formel $X_1 \leftrightarrow \lnot X_1 \land X_2$.
  2. Die Aussage „Entweder sind viele Menschen klein oder Hochhäuser sind höher als 300 m.“ entspricht der Formel $X_3 \xor X_4$.
  3. Die Aussage „Wenn der Mond viereckig ist, dann ist die Sonne quadratisch; wenn der Mond nicht viereckig ist, dann ist der Himmel blau.“ entspricht der Formel $(X_5 \rightarrow X_6) \land (\lnot X_5 \rightarrow X_7)$.
  4. Die Aussage „Tulpen sind blau und Poster sind aus Papier und freitags ist es nicht warm.“ entspricht der Formel $X_8 \land X_9 \land \lnot X_{10}$.

Aufgabe 467096690

In der Formel

\[ (X_3 \leftrightarrow (\bot \lor (X_0 \land X_2) \rightarrow ((X_0 \land X_2) \leftrightarrow (X_1 \nor \lnot X_3)))) \]


ist das am weitesten außen stehende Klammerpaar nicht nötig, weil es keine Teilformel gibt, die von der eingeklammerten Formel abgegrenzt werden müsste. Alle verbleibenden Klammern nummerieren wir nun von links nach rechts durch.

Dann ist das Klammerpaar $(7,\,8)$ unnötig, denn der $\leftrightarrow$-Operator links von Klammer 7 hat niedrigere Präzedenz als der $\nor$-Operator zwischen Klammer 7 und 8.

Ebenso ist das Klammerpaar $(5,\,6)$ unnötig, denn der $\leftrightarrow$-Operator rechts von Klammer 6 hat niedrigere Präzedenz als der $\land$-Operator zwischen Klammer 5 und 6.

Das Klammerpaar $(4,\,9)$ ist notwendig, denn der $\rightarrow$-Operator links von Klammer 4 hat die gleiche Präzedenz wie der $\leftrightarrow$-Operator zwischen Klammer 6 und 7. Würde man das Klammerpaar $(4,\,9)$ weglassen, so würde sich die Semantik der Formel ändern.

Das Klammerpaar $(2,\,3)$ ist nötig, denn der $\lor$-Operator links von Klammer 2 und der $\land$-Operator zwischen Klammer 2 und 3 haben die gleiche Präzedenz.

Das Klammerpaar $(1,\,10)$ ist nötig, denn der $\leftrightarrow$-Operator links von Klammer 1 hat niedrigere Präzedenz als der $\lor$-Operator links von Klammer 2.

Die klammerbereinigte Formel lautet also

\[ X_3 \leftrightarrow (\bot \lor (X_0 \land X_2) \rightarrow (X_0\land X_2 \leftrightarrow X_1 \nor \lnot X_3))\quad. \]


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Last modified: Mon May 5 08:34:38 CEST 2014